Bretzenheim: Dokumentationszentrum zur historischen Aufarbeitung des Kriegsgefangenenlagers

Die Ortsgemeinde Bretzenheim und das dortige Dokumentationszentrum zur historischen Aufarbeitung des Kriegsgefangenenlagers war das Ziel meines Besuchs an diesem Wochenende. Ich bin sehr dankbar für den konstruktiven Austausch, den ich neben dem Ausstellungsbesuch pflegen durfte. 1985 wurde das ehrenamtlich geführte Dokumentationszentrum zur Aufarbeitung und zum Gedenken eingerichtet.
Ich war wirklich beeindruckt vom Umfang der vorliegenden Dokumente aus der Zeit von 1945 bis 1948, dem Zeitraum, in dem das Lager bestand. Die umfangreiche Sammlung beinhaltet Tagebücher und Erlebnisberichte, die meistens mit den letzten Kampfhandlungen beginnen, die die Gefangennahme, den Weg durch verschiedene Lager, die Entlassung und die Heimkehr schildern. Dokumente, Zeichnungen, Fotos, Fundgegenstände, aber auch Flugblätter, Programme, Plakate und Fotos der Theatergruppe die „Optimisten„, mehrere Videofilme, Fachliteratur u. v. m. runden die Sammlung der Zeitdokumente ab. Die Dokumente sind in der ständigen Ausstellung einzusehen, die seit 1996 im Alten Amtshaus der Ortsgemeinde eingerichtet ist. Sie sollen das Leben im Kriegsgefangenenlager und die Nachkriegszeit nicht nur für die damaligen Kriegsgefangenen dokumentieren; sie sollen insbesondere und vor allem auch den nachfolgenden Generationen das Grauen des Krieges sowie dessen Folgen veranschaulichen und vermitteln.
Der nationalsozialistische Terror hatte viele Gesichter zivilisatorischer Abgründe. Die Verfolgung von Menschengruppen, Rassenwahn, der Holocaust und die systematische Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Europa und der 2. Weltkrieg ist der erschreckende und unfassbare Ausdruck seiner Menschheitsverbrechen. Es ist daher unerträglich, dass jährlich rechten Gruppen und Nazis die Geschehnisse im früheren Kriegsgefangenenlager Bretzenheim für ihre braune Legendenbildung und Geschichtsfälschung missbrauchen.
Im Bretzenheimer Lager sind schlimme Dinge passiert, dort mussten Inhaftierte und Gefangene leiden und hungern. Viele sind geschwächt gewesen und starben. Das ist schrecklich und daran müssen wir uns erinnern. Allerdings darf diese Erinnerung nie losgelöst von der Bezugnahme darauf sein, was vorher passiert ist, ein von Hitler-Deutschland begonnener Angriffs- und Vernichtungskrieg.
Mir ist es sehr wichtig, dass wir aus der Geschichte lernen und das frühere Lager und die vorhandenen Dokumente sowie die Zeitzeugenberichte nutzen, zur politischen Bildungs- und Geschichtsarbeit, sowohl regional als auch überregional. Darin liegt eine große Chance. Ich begrüße dies ausdrücklich und unterstütze als Abgeordneter alle diesbezüglichen Bemühungen.